Evangelische Zeitung 28. Dezember 2016

Albert Christoph Reck stellt im Kloster Nütschau aus

Wanderer zwischen Künstler-Welten

Albert Christoph Reck mit seiner Tochter Genoveva Reck-Thomas in seinem Atelier Foto: Julia Fischer
Albert Christoph Reck mit seiner Tochter Genoveva Reck-Thomas in seinem Atelier Foto: Julia Fischer

von Julia Fischer

 

Bad Oldesloe.In der Schau „Vom Paradies zum Schrebergarten und zurück“ sind großflächige Bilder auf Leinwand, Wandvorhänge und Skizzen für Glasfenster von Albert Christoph Reck zu sehen, aber auch Tempera-Bilder sowie feine Zeichnungen aus seiner frühen Zeit.

 

Einen Überblick über das Werk eines so vielseitigen Künstlers wie Albert Christoph Reck zu geben, ist nicht einfach. 1922 in Oberschlesien geboren, Abitur in Flensburg, später in der „Genie-Klasse“ von Alfred Mahlau an der Hamburger Landeskunstschule, neben Horst Janssen und Vicco von Bülow (Loriot). 40 Jahre in Afrika gelebt, eine Zeit in Paris und ständig auf Reisen. Und immer hat er gemalt, gezeichnet und gedruckt, entworfen, skizziert und geformt. Unter seinen Bildern sind Taschenformate, aber auch Bilder so groß wie ein Billardtisch. Er selbst sieht sich mit seiner Kunst als Brückenbauer: zwischen den Kontinenten, den Kulturen und den Religionen. Und zwischen Paradies und irdischem Schrebergarten.

 

40 Jahre in Afrika

 

Heute lebt Reck in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg. In seinem Hamburger Atelier steigt der muntere 94-Jährige noch regelmäßig auf die Leiter, um auf zwei mal drei Meter großen Leinwänden Bilder wie „Hol mi mol over“ oder „Le dejeuner sur L’Herbe“ zu malen.

 

Die Titel zeigen: Reck ist in vielen Welten zu Hause. Platt spricht der norddeutsche Jung, der einige Jahre als Offizier zur See fuhr und nach Kriegsende nach Flensburg kam. In Paris lebte er einige Jahre. Und dann Afrika: Ein ganzer Raum ist dieser Lebensphase gewidmet, in der er mit seiner Frau Marie-Louisa und den acht Kindern in Südafrika und Swasiland lebte. Insgesamt waren es fast 40 Jahre. Das erste Mal kam er 1962 auf den afrikanischen Kontinent, ein Stipendium machte die dreimonatige Frachtschiff-Reise möglich.

 

Ein Jahr später zog die Familie nach Johannesburg, später nach Swasiland. Dort schufen sie einen regelrechten „Kunst-Campus“: mit Druckerwerkstatt und Webstühlen, Galerie, Atelier und Restaurant. Ein einzigartiger Ort der Kreativität, ein Paradies für den Künstler, aber auch für seine Kinder, die in viele Projekte der Eltern eingebunden waren und heute noch sind. Die Recks eröffneten Webereien und Kunstschulen für junge Afrikaner. Heute sind diese Einrichtungen das, was Reck mental „über Wasser hält“, denn er weiß: Dort leben seine Ideen weiter. In der Zeit in Afrika entstanden auch viele Teppiche, die Marie-Louisa nach den Skizzen ihres Mannes webte und von denen auch einige in der aktuellen Ausstellung zu sehen sind.

 

Schöpfungsgedanke beim Malen

 

Der Schöpfungsgedanke begleitet den gläubigen Katholiken beim Malen häufig. Er entwickelt aus den Gesetzen der Natur eine philosophische Idee, die Idee des Brückenbauens. Und er male gegenständlich, aber niemals abstrakt, erklärt er. Fast immer sind Motive aus der Natur zu sehen, häufig entdeckt man das Meer. Einen Fluchtpunkt sucht der Betrachter in seinen Bildern vergeblich. Seine Motive sollen im Hier und Jetzt zu sehen sein. „Meine Landschaften verharren nicht einsam in der Ferne, und sie verlassen niemanden“, sagt der Künstler.

 

Zum Kloster Nütschau hat Reck eine ganz besondere Beziehung. Schon früh bekam er Kontakt zum Kloster. „Ich hätte mir damals sogar vorstellen können, Mönch zu werden“, sagt er. So gestaltete er 1960 in Glas gefasste Kreuzwegstationen, die bis zum Umbau dort gezeigt wurden.  Ihm ist wichtig, dass seine Werke an passenden Orten ausgestellt werden. Sie brauchen eine gewisse Spiritualität. Kloster Nütschau ist so ein passender Ort, sagt er. Und im April eröffnet eine Ausstellung im Kloster Cismar.