Segeberger Zeitung vom 28.6.1962
Der Henstedter Rhen in Bild und Abbild
Albert Christoph Reck schuf ein Sgraffito für die Pausenhalle des Volksschul-Neubaues.
Henstedt-Rhen (f). Noch gerade rechtzeitig, bevor der Maler Albert Christoph Reck die Fahrt um Afrika antreten wird, zu der ihn die Emdener Reederei Fisser&van Dooren eingeladen hat, wurde im Anbau der Volksschule (Architekt BDA Feldsien, Kaltenkirchen) das sechsfarbige Sgraffito fertig, das die Wand einer Pausenhalle ziert.
Wenigstens dem Namen nach kennen viele im Kreis Segeberg „Die kleine Naturkunde des Herrn Albert Christoph Reck“, ein Fabulatorium mit hübschen und zum Teil skurrilen Einfällen, die der Geschichtserzähler so anmutig zu zeichnen weiß. Im Verlag Hans Christians Verlag, Hamburg, ist es erschienen.
Die technisch reizvolle Sgraffito-Arbeit-sechs Schichten ließ der Meister auftragen-schildert in einer Manier, die seinem Erzähltalent und dem Wunsch vieler Kinder, der Anschauung eigene Phantasie hinzuzufügen, entgegenkommt, die Geschichte des Rhens. Unterste Farbschicht ist ein duffes Schwarz, darüber Englisch Rot, es folgen Ocker, Lavendelblau, Grün und Weiß. In einer malerischen Manier, die sogar noch Zwischentöne schimmern läßt, hat Albert Christoph Reck die Farbschichten abgehoben.
Wo Hase und Igel daheim sind, Meister Lampe der „Zugereiste“ und sein Partner, der Daheimgebliebene, sind ein Thema. Unter Tannen, Laubbäumen und Knicks ist auch die Elster daheim. Elster und Alster-für den Maler Reck Sinnbild und Gleichnis. Die Boje mit der Markierung HR, auf die Pfeil und Bogen zeigt, bedeutet in Recks Bildersprache: „Hier haben wir nach der Fahrt durch die Welt Heimatrecht erworben“. Die Darstellung der Glucke mit den Küchlein, Zeichen der Seßhaftigkeit des Behütetseins! Wie Bauklötze hat der Künstler ein Schiff, villeicht auch das „Kehrwider“ abgebildet, ein Zeichen für Hamburg, die Stadt, die zum Rhen durch die Alsterquelle und die Tatsache, daß manche ihrer Bewohner hier seßhaft werden, in naher Beziehung steht. Die „Krone“ des 2,30 Meter hohen und 1,05 Meter breiten Sgraffitos bildet eine Spielzeugorgel, die sich nach dem Winde dreht.
Albert Christoph Reck, aus Schlesien, Krappitz, gebürtig, würde wahrscheinlich immer neue Varianten finden, wenn er seine Bilder in Worte übersetzen sollte. Und von den Kindern hofft er, daß sie viele bunte, phantasievolle Fabeln in die Bilderwand hineingeheimnissen.
Kurz zuvor hat der Henstedt-Rhener Künstler für ein Tagesheim in Hamburg-Rübenkamp ein Sgraffito geschaffen, dem er mit Aluminium den Akzent gab. Albert Christoph Reck gehört zu denen, die keine Bange vor neuem, ungewohnten Material haben. Er sucht nicht Originalität um jeden Preis, aber er bleibt bei allem, was er tut, ein Eigener.
Am 10. Juli wird Reck, der als „alter“ Mariner schon viel Salzwasser geschmeckt hat, in Bremen am Kai stehen. Das Motorschiff „Franziska Hendrik Fisser“, etwa 5000 BRT groß, hat eine Doppelkabine für ihn frei, in der er zeichnen, malen, schreiben soll, soviel er nur irgend mag, zwei volle Monate lang. Wenn er 15 Tage an Bord sein wird, gibt es seinen 40. Geburtstag zu feiern. Wahrscheinlich wird er um diese Zeit Saffi (marokkanischer Hafen an der Atlantik-Küste) gesehen haben und nach Durban (Südafrika) weiterreisen. In Genua wird die Traumreise ein Ende haben. Frau Reck, Gefährtin des Gatten auch in künstlerischen Arbeiten, und die drei Kleinen wollen ihren weitgereisten Vati glückselig wieder in die Arme schließen. Die Segeberger Zeitung wird von unterwegs einige Lebenszeichen mit Skizzen von Albert Christoph Reck erhalten.