Segeberger Zeitung vom 17.3.2012
Von Henstedt nach Afrika und zurück
89-jähriger Künstler studierte bei großen Meistern, leitete junge Leute an und zeigte Werke in der ganzen Welt.
Henstedt-Ulzburg. Oberschlesien, Flensburg, Hamburg, Johannesburg, Henstedt-Rhen: Das sind nur einige Stationen auf der persönlichen Landkarte des Künstlers Albert Christoph Reck mit vielen Erlebnissen, Erinnerungen, Geschichten und Gemälden. Der in Henstedt-Rhen lebende Künstler wir im Juli 90 Jahre alt.
Von Ute Pohlmann
1922 in Krappitz (Oberschlesien) geboren, riss der 16-Jährige von zu Hause aus, wurde Matrose der Handelsmarine und ab 1941 Soldat der Kriegsmarine. Nach Kriegsende siedelte seine Familie nach Flensburg um. Im nahegelegenen Bokholmwik war der talentierte Abiturient Schüler des Malers und Schriftstellers Hans Holtorf. Mit 26 Jahren wurde Reck an der Hamburger Landeskunstschule Student bei Alfred Mahlau. In desse „Malerklasse“ lernte er nicht nur spätere Größen wie Horst Janssen und Vicco von Bülow (Cartoonist Loriot) kennen, sondern auch seine spätere Ehefrau Maria-Louise, die erst Gebrauchsgrafik studierte und dann Weberin wurde. Bis zur Hochzeit 1954 studierte Reck in England und Frankreich und unternahm Studienreisen durch Europa. 1958 zog das Ehepaar Reck, das heute acht Kinder, 16 Enkel und vier Urenkel hat, ins Eigenheim in Henstedt-Rhen.
Ein Schiffsreise-Stipendium führte Albert Christoph Reck 1962 erstmals nach Südafrika. „Das Heimatgefühl war gleich da. Dort habe ich mich nach dem Verlust meiner oberschlesischen Heimat wiedergefunden“, schwärmt er. 1963 zog Reck mit seiner Familie nach Johannesburg, wo er von 1965 bis 1968 als Dozent an der School of Art arbeitete. 1970 kehrte er nach Deutschland zurück und studierte in Düsseldorf bei Joseph Beuys mit dem Lehrer-Diplom als Abschluss. Anschließend unterrichtete Reck fünf Jahre an der Hamburger Hochschule für Sozialpädagogik.
1976 verkaufte der damals 54-Jährige das Rhener Haus und erwarb einen Lotsenkutter, den er zunächst hochseetüchtig machte. Ein Jahr später startete er ein einjährige Überfahrt mit einem Großteil der Familie mit Ziel Swasiland im südlichen Afrika. Dort eröffnete er eine Bildweberei mit Werkstätten und Ausbildungseinrichtungen für junge Afrikaner, 1989 dann auch eigene Ausstellungsräume. Das wohl eindrucksvollste Werk dort ziert den internationalen Flughafen der Stadt Tampa im US-Bundesstaat Florida: Der Wandteppich besteht aus 24 Teilen der Größe drei mal vier Meter. Heute verwaltet Sohn Bernhard die Bildweberei.
Nach fast 30 Jahren kehrte Albert Christoph Reck 2003 nach Deutschland zurück und wohnt heute mit seiner Ehefrau in einem gemieteten Haus nahe der Alsterquelle. Im „Künstlerhaus Sootbörn“ (süße Quelle) in Hamburg-Niendorf, das er sich seit sechs Jahren mit anderen Künstlern teilt, arbeitet der 89-jährige Maler mit Acryl-, Gouache-, Tempera- oder Aquarellfarben. Zudem schuf er Linol- und Holzschnitte, Glasfenster und –collagen, Sgraffito-Werke (Kratzputztechnik) sowie Reliefs. Kunstwerke von Reck wurden in der ganzen Welt ausgestellt. Im Kreis Segeberg schmückt zum Beispiel eine Pietà als expressionistisches, weiß gekalktes Holzrelief die Norderstedter St.-Hedwig-Kirche.